Wasserpfeifen (konventionelle Shishas) und E-Zigaretten (Shisha-to-go) nehmen bei Jugendlichen einen hohen Stellenwert ein. Lt. einer Umfrage der Österreichischen Krebshilfe Oberösterreich im Jahr 2014 kennen nicht nur fast alle 12 - 18 Jährigen diese Tabakprodukte, sondern rauchen sie auch im Schnitt einmal pro Woche bis wenige Male pro Monat. Die meisten Teens sind sich der Schädlichkeit der Wasserpfeife jedoch nicht voll bewusst. Sehr viele unterschiedliche Geschmacksrichtungen (Apfel, Zimt, Erdbeere etc.) überdecken den herben Tabakgeschmack und reizenden Rauch. Ihr Konsum ist vor allem bei den Jugendlichen ein soziales Ritual.
"Bei der Shisha wird dem Tabak Melasse, Glycerin und diverse Zusatzstoffe wie Aromen und Essenzen hinzugefügt. Der Rauch dieses Tabak-Aromagemischs beinhaltet jede Menge organischer und toxischer Schadstoffe sowie Verbrennungsrückstände," erklärt Dr. Herwig Schinko, Pneumologe und Vorstandsmitglied der Österreichischen Krebshilfe Oberösterreich. "Das macht die Shisha noch schädlicher als eine filterlose Zigarette," so Schinko.
Anders verhält es sich bei der E-Zigarette. Die so genannten "Liquids" bestehen aus Propylenglykol, Glycerin, Lebensmittelaromen, Lösungsmitteln und geringem Anteil Wasser ohne und mit Nikotin. "Dass das Dampfen, die Aerosolisierung der Nikotin-Aroma-Lösungen mit Aldehydbildung, keine 'gesunde' Alternative zum Tabakrauch darstellen kann, sagt einem der gesunde Menschenverstand," so der Pneumologe. "Aber viele Jugendliche können die Schädlichkeit der E-Zigaretten nicht sicher einschätzen." Vor allem jene Jugendlichen, die regelmäßig Zigaretten rauchen, haben schon Erfahrung mit E-Produkten gemacht.
Rückgang der Jugendlichen RaucherInnen
Trotz dem Vormarsch dieser neuen Tabakprodukte beobachtet die Österreichische Krebshilfe einen rückläufigen Trend beim herkömmlichen Zigarettenkonsum bei den 12 - 18 jährigen Jugendlichen. Das belegt auch eine Befragung der Krebshilfe unter mehr als 3.000 SchülerInnen in Oberösterreich: Rauchten 2005 noch 20 % der 12 - 18 jährigen SchülerInnen regelmäßig, also mindestens 3 Zigaretten täglich, so waren es 2014 nur mehr 11 %. Diesen Trend bestätigen auch Beobachtungen in den Nachbarländern "Der Konsum konventioneller Zigaretten ist in Österreich bei Jugendlichen rückläufig. Unser langjähriges Bemühen zur Senkung der jugendlichen Raucherrate scheint Früchte zu tragen," freut sich der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, Univ. Prof. Dr. Paul Sevelda.
Die Gründe dafür sind vielfältig. Einerseits besteht ein klarer Zusammenhang zum familiären Umfeld, genauer zur Zahl der Raucher im gemeinsamen Haushalt: Sprösslinge von Nichtraucherfamilien bleiben zu 88 % Nichtraucher, während bei zwei oder mehr Rauchern im Haushalt der Anteil an jugendlichen Rauchern auf 50 % steigt. Der langfristige Rückgang der regelmäßig rauchenden Erwachsenen (Eltern) zeigt hier auch seine Vorbildwirkung.
Daneben bestimmen Bildungsgang und -niveau wesentlich das Rauchverhalten Jugendlicher: Die Schulkarriere von Hauptschulen über Polytechnika zu Berufsschulen endet mit 50% regelmäßigen Zigarettenkonsumenten, während in der Oberstufe nur 20 % der Gymnasiasten und 25 % der SchülerInnen an Berufsbildenden Höheren Schulen regelmäßig rauchen. (Quelle: Krebshilfe OÖ, SchülerInnenbefragung 2005/2008/2012/2014).
Umstieg auf Wasserpfeife & Co?
Ob der beobachtete Rückgang der jugendlichen Raucherkarrieren auf einen Umstieg auf Wasserpfeife oder E-Zigarette zurückzuführen ist, erläutert der Pneumologe Schinko so: "Derzeit gibt es bei der Wasserpfeife und den E-Zigaretten kein Umstiegs-, eher ein Parallel-Szenario zum traditionellen Zigarettenkonsum. Diese Produkte werden quasi als "Add on" und nicht zur regelmäßigen Deckung eines Nikotinverlangens eingesetzt," so Schinko. Der Shishagebrauch von Nicht-Zigarettenrauchern ist aber als ein alternativer Nikotineinstieg zu sehen. "Daher ist es wichtig, besonders Kinder und Jugendliche über die Gefährlichkeit dieser harmlos anmutenden Nikotinprodukte zu informieren," fordert Krebshilfe Präsident Sevelda. Nikotinfreie E-Zigaretten schleifen über soziale Impulse ein Verhaltensmuster ein, während nikotinhältige Aromata als "Nico-Pops" analog den Alko-Pops Abhängigkeiten erzeugen.
Weitere Informationen:
Österreichische Krebshilfe, Mag. Martina Löwe, loewe(at)krebshilfe.net
Österreichische Krebshilfe Oberösterreich, Mag. Peter Flink, flink(at)krebshilfe-ooe.at
Forderungen der Österreichischen Krebshilfe zum Weltnichtrauchertag 2016
Tabakprodukte, v.a. gerauchte, sind an einer Vielzahl unterschiedlicher Krebsleiden nicht nur der Atemwege beteiligt. Die Österreichische Krebshilfe fordert daher seit vielen Jahren eine Schärfung des Nichtrauch-Bewusstseins sowie einen umfassenden Nichtraucherschutz ALLER Bürgerinnen und Bürger in Österreich, insbesondere der Jugend. Viele Länder in Europa und auf der Welt haben die Bedeutung der Tabakkarenz sowie des Nichtraucher-schutzes bereits erkannt und entsprechende gesetzliche Initiativen und Kontrollen getroffen. Die Österreichische Krebshilfe unterstützt daher alle Maßnahmen, die zu einer Erhöhung des Nichtraucheranteils und Verbesserung des Nichtraucherschutzes führen. In diesem Sinne begrüßt die Österreichische Krebshilfe das generelle Rauchverbot in allen Gastronomie-betrieben, Jugendklubs und Diskotheken als einen darüber hinaus wirksamen gesellschaftlichen Gesundheitsimpuls. (Kommentar: z.B. Rückgang der Herzinfarktrate/hospitalisationen)
Die Österreichische Krebshilfe appelliert an alle Verantwortlichen, Kinder und Jugendliche vor dem Einstieg in eine Raucherkarriere bzw. Nikotinabhängigkeit zu bewahren und vor den Folgen des Tabakkonsums zu schützen. Um dies zu erreichen, fordert die Krebshilfe:
- Die gesetzliche Erhöhung der Mindestalters für den Kauf von Tabak- und Nikotinprodukten nicht nur von Zigaretten auf 18 Jahre (statt bisher 16 Jahre), zumindest eine effektive Kontrolle nicht nur des Kauf-, sondern auch jugendlichen Rauchverbotes
- Die Erhöhung des Preises von Tabak- und Nikotinprodukten, einschließlich von konventionellen und elektrischen Zigaretten sowie von Wasserpfeifen und ihren Tabaken
- Eine Fortsetzung vermehrter Aufklärung und Informationsarbeit an Schulen neben der konsequenten Umsetzung der Nichtrauchverordnung an schulischen Einrichtungen. Die Rate an rauchenden Lehrern ist mustergültig zurückgegangen.
- Rauchfreie Arbeitsplätze/Lehrstellen für Jugendliche (besorgt sind wir wegen des hohen Raucheranteils an täglichen Rauchern unter Berufsschülern, wobei Berufs-schulen nicht nur zeitlich eine geringere Bedeutung haben als die Lehrplätze selbst).