Wien: Das Projekt „Medizin (be-)greifen“ wurde in der Zeit von Juni bis September 2012 an der Tagesklinik der Klinischen Abteilung für Onkologie (Universitätsklinik für Innere Medizin I, AKH Wien und MedUni Wien) getestet.
Dabei geht es um direkte Interaktion und Kommunikation mitden PatientInnen und die Anregung zur Auseinandersetzung mit medizinischem Wissen fürerwachsene Krebs-Patientinnen – direkt im Spital. Die ersten Ergebnisse: Das Projekt wirdprinzipiell positiv als gelungene Wissenschaftsvermittlung beurteilt, das Interesse anweiterführenden Informationen besteht. Der Vorschlag der Projektmitglieder ist daher eine weitereintensivere Begleitung und Betreuung, auch durch medizinisches Personal. Das wurde amMittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz im AKH Wien bekanntgegeben.
Die das Projekt begleitende, qualitative Forschung vom Institut für Wissenschaftsforschung der Universität Wien folgte dem Prinzip einer "symmetrischen Evaluierung". Bei der von dessen Leiterin Ulrike Felt entwickelten Methode wurde in Interaktion mit den Beteiligten (PatientInnen, Angehörige sowie Pflege- und Reinigungspersonal) ein sinnvolles Raster entwickelt, da es für ein so stark patientenorientiertes Projekt noch keine Beispiele gibt.
Vom Röntgen-Puzzle bis zum Tagesablauf im Spital
Zum Einsatz kamen auch eher ungewöhnliche Methoden wie Daumenkino, Röntgen-Puzzle und "Schon-gewusst ?"-Karten, die als spielerische Aktivitäten helfen, die Kommunikation zu verbessern und betroffenen Laien medizinische Themen näherzubringen.
Auch Fragen wie: "Wie ist unser Blut aufgebaut?", "Inwiefern unterscheiden sich bildgebende Diagnoseverfahren und was lässt sich auf den Bildern erkennen?" oder "Wie sieht der Tagesablauf von Krankenhaus-MitarbeiterInnen aus, was motiviert sie?" wurden angesprochen. Diese Themen machen die Angebote für PatientInnen und ihre Begleitpersonen auf der Chemotherapiestation interaktiv erlebbar und regen zu Auseinandersetzung und Gespräch an.
Margit Fischer, Vorsitzende Verein ScienceCenter-Netzwerk und eine der Initiatorinnen dieses Projektes, begrüßte, dass sich die spielerischen Ansätze der Vermittlung von wissenschaftlichen Fragestellungen sogar in einer solchen, für die PatientInnen herausfordernden Situation erproben ließen. Es zeige sich einmal mehr, dass sich komplexe Inhalte niederschwellig vermitteln lassen und Anreize zur weiterführenden Beschäftigung bieten.
Die Pilotphase der vergangenen Monate samt Begleitforschung zeigte für Barbara Streicher, Geschäftsführerin Verein ScienceCenter-Netzwerk klar auf, dass diese Aktivitäten für informelles Lernen vor allem als kommunikative Elemente gesehen werden, die einen Anstoß zu Interaktionen und Gesprächen geben – ein Effekt, den man bei vielen Science-Center-Aktivitäten beobachten kann.
"Am AKH Wien bzw. an der MedUni Wien wurde in den vergangenen Jahrzehnten schwerpunktmäßig die Kompetenz zur Behandlung von Tumorerkrankungen auf- und ausgebaut. Die Initiative "Medizin be-greifen" ist ein weiterer Schritt bei diesem Vorhaben. Sie soll den PatientInnen ein verbessertes Verständnis für die Erkrankung ermöglichen und die regulären und irregulären Vorgänge im Körper sowie die Abläufe in einem Krankenhaus verstehen helfen", so Christoph Zielinski, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie im AKH Wien / MedUni Wien und Koordinator des Comprehensive Cancer Centers (CCC).
Die Angst vor der Diagnose, Therapie und Prognose ist verständlicherweise ständiger Begleiter von KrebspatientInnen und Angehörigen. "Wir erleben es täglich, wie wichtig es ist, dass auf diese Ängste eingegangen wird, im besten Fall, diese Ängste von Beginn an durch Wissen ersetzt werden können", so Krebshilfe-Geschäftsführerin Doris Kiefhaber.
Ein weiterer Testlauf des Projekts findet noch bis zum 30. November 2012 in der Ambulanz der Klinischen Abteilung für Onkologie statt. Finanziell unterstützt wurde der Verein ScienceCenter- Netzwerk für das Projekt "Medizin (be-)greifen" durch VAMED, Superfund und Österreichische Krebshilfe.
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