Broschüre "Gynäkologische Krebserkrankungen"
Mehr Informationen finden Sie in der Broschüre "Gynäkologische Krebserkrankungen".
Der Scheidenkrebs ist mit 4 pro 1.000.000 Frauen pro Jahr und der Schamlippenkrebs mit 1-2 Frauen pro 100.000 Frauen pro Jahr eine sehr seltene Erkrankung. Der Altersgipfel liegt bei über 60 Jahren. Beim Schamlippenkrebs gibt es 20 % Erkrankte vor dem 50. Lebensjahr.
Infektionen mit Humanen Papilloma Viren (HPV) – vor allem HPV 16 und 18 – können mit Scheidenkrebs in Verbindung gebracht werden. Ein weiterer Risikofaktor ist eine Schwächung des Immunsystems (Immunsuppression) oder wenn bereits eine HPV-assoziierte Vorerkrankung (Konisation bei Gebärmutterhalsveränderungen) vorliegt.
Scheidenkrebs wird meist erst in einem fortgeschrittenen Stadium symptomatisch. Zu den ersten Auffälligkeiten zählen blutiger Ausfluss oder auch Scheidenblutungen, die z.B. nach Sexualkontakt auftreten. Hat sich der Tumor auf umliegendes Gewebe oder weitere Organe ausgebreitet, können Unterleibschmerzen oder Organstörungen (Harnblase, Darm) auftreten.
Bei der gynäkologischen Untersuchung betrachtet der Arzt die Schleimhaut der Scheide und Schamlippen durch eine Lupe (Vaginoskopie und Vulvoskopie), um mögliche sichtbare Veränderungen zu entdecken. Danach werden die Scheide und die Schamlippen nach Verfestigungen des Gewebes abgetastet. Bestehen Auffälligkeiten bzw. der konkrete Verdacht auf Scheidenkrebs/Schamlippenkrebs, wird eine Biopsie durchgeführt und unter dem Mikroskop untersucht. Wenn feststeht, dass es sich um Scheidenkrebs/Schamlippenkrebs handelt, werden weitere Untersuchungen vorgenommen, um das Tumorstadium festzustellen (z.B. Röntgen, Ultraschall, Magnetresonanz, Computertomographie).
Die Therapie des Scheidenkrebses ist eine sehr individuelle, die sich nach Größe, Lokalisation und Ausbreitung richtet. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Strahlentherapie. Kleine Tumore können operativ entfernt werden. Bei Tumoren im oberen Scheidendrittel kann die Entfernung der Gebärmutter und einer Scheidenmanschette in Betracht gezogen werden (radikale Hysterektomie).
Die Therapie der Wahl beim Schamlippenkrebs ist die Operation. Es wird versucht, die Anatomie und sexuelle Funktion möglichst zu erhalten. Abhängig vom Stadium wird auch ein sogenannter Wächterlymphknoten (Lymphknoten, der im Abflussgebiet der Lymphflüssigkeit eines bösartigen Tumors an erster Stelle liegt) aus den Leisten entnommen, um festzustellen, ob die Tumoren schon gestreut haben. Bei größeren Tumoren oder mehreren Tumoren wird eine beidseitige Lymphknotenentfernung aus den Leisten vorgenommen.
Sind mehrere Lymphknoten befallen oder gibt es einen Kapseldurchbruch eines Lymphknoten wird eine anschließende Bestrahlung empfohlen. Bei fortgeschrittenen Stadien kann als individualisierte Therapie eine Chemotherpie erfolgen.
Bei beiden Krebsarten wird eine langfristige Nachsorge über Jahre empfohlen, in den ersten 3 Jahren alle 3 Monate. Bei selbst bemerkten Auffälligkeiten bitte umgehend den Arzt informieren!